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Jugendbotschafterreise Mongolei 2010 von Veronika Thalhammer, Asia Circle

Zum ersten Mal wurde vom Asia Circle in diesem Jahr neben der Jugendbotschafterreise nach Südkorea auch eine Jugendbotschafterreise in die Mongolei organisiert.

Als ersten Schritt in Richtung Mongolei galt es, mit einer aussagekräftigen Bewerbung das Auswahlkomitee zu überzeugen. Nachdem uns dies gelungen war, folgten Telefoninterviews mit der Jugendbeauftragten des Asia Circle, Frau Odenwälder und mit Herrn Neun. Schließlich hatten wir es geschafft: Leonie Schulz und ich, Veronika Thalhammer, waren die Jugendbotschafter für die Mongolei 2010. Die Freude war riesig und ich war gespannt, was mich in der Mongolei erwarten würde.

Doch zuerst ging es am 16. Juli zur Urkundenübergabe nach Stuttgart. Im Rathaus überreichte uns Frau Bürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann die Ernennungsurkunden. Außerdem stand noch eine Präsentation über die Mongolei durch Herrn Neun sowie eine Präsentation zweier ehemaliger Jugendbotschafter über ihren Aufenthalt in Südkorea auf dem Programm. Diese Veranstaltung stellte zudem eine geeignete Möglichkeit dar, sich gegenseitig persönlich kennenzulernen. Für mich war es natürlich besonders wichtig, meine „Kollegin“ Leonie Schulz kennenzulernen. Außerdem bekamen wir letzte Tipps und Glückwünsche mit auf den Weg.

In der folgenden Zeit galt es nun, letzte Vorbereitungen für unsere Reise in die Ferne zu treffen. Am 29. Juli war es dann endlich so weit: Leonie und ich stiegen in Berlin ins Flugzeug nach Ulan Bator. Ein bisschen Ungewissheit hatten wir auch mit im Gepäck, schließlich waren wir beide die ersten Jugendbotschafter für die Mongolei und konnten daher nicht auf Erfahrungen anderer Jugendlicher zurückgreifen.

Nach siebeneinhalb Stunden Flugzeit konnten wir schon vom Flugzeug aus die wunderschöne hügelige Landschaft der Mongolei bewundern. Als wir am Dschingghis-Khan-Flughafen ankamen (wie wir später feststellen sollten ist in Ulan Bator eine große Zahl an Restaurant, öffentlichen Gebäuden und Plätzen nach Dschinghis Khan benannt) bot sich uns dann zuerst jedoch ein eher graues Bild, man sah deutlich den Unterschied zu europäischen Städten.

Frau Shakhuu vom Reiseunternehmen Ethno Mongol und der mongolische Student Oidi holten uns vom Flughafen ab. Die beiden betreuten uns die ganze Woche über hervorragend und übersetzten uns alles geduldig. Nun ging es zuerst zur Gastfamilie. Das Haus war – anders als wir erwartet hatten – erstaunlich westlich und modern eingerichtet, obwohl es von außen eher unscheinbar gewirkt hatte. Die Gastfamilie empfing uns sehr freundlich.

1. Tag (30. Juli)

Der Tag (es war durch die Zeitverschiebung bereits der 30. Juli) begann mit einem gemeinsamen Frühstück. Wir bekamen gleich Gelegenheit, den traditionellen Milchtee „Süütei-Tsai“ zu probieren, der aus Tee, Milch und Salz zubereitet wird. Anfangs schmeckte dieses Teegetränk sehr ungewohnt. Im Laufe der Woche gewöhnten wir uns dann allmählich an den Geschmack. Nach dem Frühstück ging es zum Gandan-Kloster. Auf der Fahrt dorthin konnten wir uns gleichzeitig ein Bild vom Verkehr in Ulan Bator machen: Uns fiel sofort auf, dass die Straßen heillos überfüllt sind, ein Vorwärtskommen ist daher nur sehr stockend möglich. Auffällig ist zudem, dass ein relativ großer Anteil der Fahrzeuge das Lenkrad auf der rechten Seite hat. Gurtpflicht besteht in der Mongolei nur für den Fahrer und man muss ständig gut aufpassen um nicht in eines der vielen Schlaglöcher zu fahren. Man kann sagen, das Verkehrschaos ist an sich schon ein einzigartiges Erlebnis.

Beim Gandan-Kloster angekommen besuchten wir zuerst einen Gottesdienst buddhistischer Mönche, die gerade im Schneidersitz sitzend ihre Texte im Chor rezitierten. An einem Altar stand ein Weihrauchkessel und auf den Bänken an der Wand saßen die Leute aus der Bevölkerung. Frau Sharkhuu erklärte uns, dass der Buddhismus eine sehr freie Religion sei. So dürften die Mönche beispielsweise selbst entscheiden, wann sie kommen und gehen möchten. Außerdem ist es ihnen mittlerweile sogar erlaubt, zu heiraten. Auch ist es nicht schlimm, wenn man sich während des Gebetes der Mönche unterhält. Bevor wir den Tempel wieder verließen, gingen wir noch nach vorne, um den Weihrauch einzuatmen, was eine reinigende Wirkung haben soll. Anschließend drehten wir viele goldene Gebetsmühlen, was nach buddhistischem Glauben Gutes bewirkt. Auf dem Vorplatz des Klosters waren auffällig viele Tauben. Frau Sharkhuu erklärte uns, dass es den Brauch gebe, Reis zu verstreuen; dies soll Glück bringen. Und durch diesen Reis werden selbstverständlich viele Tauben angezogen. Dann besichtigten wir den Tempel Janraisag, in dem die gleichnamige 26m hohe Statue steht. Diese verkörpert eine Gottheit, die den Blinden helfen soll. Aufgestellt wurde sie im 20. Jh. für ein religiöses Oberhaupt, das sehr schlecht sah.

Nach diesem Einblick in die Welt des Buddhismus und einem Mittagessen im Restaurant stand nun das Nationalmuseum auf dem Programm. Wir erfuhren viel über die Geschichte, traditionelle Bekleidung und Schmuck sowie über mongolische Musikinstrumente. Frau Sharkhuu beantwortete uns dabei geduldig unsere vielen Fragen. Im Anschluss an das Museum bestiegen wir den Hügel Zaisan. Dort ist ein Denkmal für gefallene sowjetische Soldaten im 2. Weltkrieg, die 1939 und 1945 zur Verstärkung kamen, als Japan in die Mongolei eingefallen war. Vom Berg Zaisan aus hatte man außerdem eine gute Aussicht über Ulan Bator. Diese Stadt erscheint viel weniger farbenfroh und freundlich als vergleichbar große Städte in Europa. Jedoch hat sich in letzter Zeit einiges getan und derzeit ist ein deutlicher Wirtschaftsaufschwung zu spüren. 

In den nächsten Jahren wird sich Ulan Bator voraussichtlich nochmals deutlich weiterentwickeln und es wird einige Modernisierungen geben. Beispielsweise werden derzeit die Universitäten an westliches Niveau angepasst um mongolische Studenten im eigenen Land zu halten.

Von hier oben konnten wir zudem feststellen, wie viele Jurten es in Ulan Bator gibt. Diese traditionelle Behausung findet man vor allem am Stadtrand, aber auch vereinzelt in gewöhnlichen Wohngebieten. Außerdem gibt es Viertel, in denen lediglich Holz- oder Blechhütten als Behausung dienen. Andererseits gibt es beispielsweise auch sehr moderne Kaufhäuser, die europäischen Kaufhäusern in nichts nachstehen. Auf diesem Hügel Zaisan war außerdem noch ein kleiner Haufen aufeinanderliegender Steine zu finden. Bei dieser Anhäufung handelt es sich um einen heiligen kleinen Berg, der Ovoo genannt wird. Jeder, der hier vorbeikommt, sollte zuerst einen weiteren Stein auf den Haufen werfen und anschließend dreimal darum herumgehen. Nachdem auch wir dieses Ritual durchgeführt hatten, ging es weiter zu einem „Buddha-Park“. Dort standen eine große goldene Buddha-Statue und außerdem zwei große Glocken. Auf diese Glocken schlägt man, um mehr Frieden in der Welt zu erreichen.

Schließlich ging es zurück zur Gastfamilie, wo es leckere traditionelle Teigtaschen (Huuschuur) gab. Nun schrieben wir noch die vielen Postkarten, die wir am Nachmittag gekauft hatten und schliefen dann - müde von der langen Reise – sehr schnell ein.

Tag 2 (31. Juli)

Nach gemeinsamem Frühstück mit der Gastfamilie ging es gleich los zum Bahnhof. Von dort fuhren wir mit der Transsibirischen Eisenbahn zu den Nomaden ins „Ethno Camp“ nahe der Siedlung Zuunkharaa. Für diese Strecke von ca. 200 km brauchte die Eisenbahn fünf Stunden, denn sie fährt nicht besonders schnell. Dafür konnten wir während der Fahrt umso mehr die malerische Landschaft genießen, und viele Fotos machen. Außerdem vertrieben wir uns die Zeit mit mongolischem Kartenspiel und interessanten Gesprächen mit Frau Sharkhuu, ihrer kleinen Tochter oder Oidi.

Am Bahnhof in Berkh angekommen krochen wir zuerst mit unserem Gepäck unter einem Güterzug hindurch, denn außen herumzulaufen wäre viel zu umständlich gewesen. Vom Bahnhof wurden wir mit einem einfachen Pferdegespann abgeholt. Auf die Frage, wie weit die Nomadengastfamilie vom Bahnhof entfernt sei, konnte uns keiner richtig antworten, denn genaue Entfernungs- oder auch Zeitangaben sind in der Mongolei v.a. auf dem Land überhaupt nicht üblich. Aber das machte nichts, denn die Fahrt mit dem Pferdegespann war schon ein Erlebnis für sich. Es war wirklich eine einzigartige und interessante Fahrt bis zum „Ethno Camp“. Unterwegs fuhren wir sogar durch einen Fluss, denn eine Brücke gab es dort nicht. Dabei mussten wir gut aufpassen, dass unser Gepäck nicht ins Wasser fällt. Leonie und ich waren von Anfang an von der schönen Landschaft begeistert. Besonders faszinierten mich die vielen Viehherden, die frei herumlaufen durften. Unterwegs legten wir auch eine Pause ein, um ein Foto von der spannenden Fahrt mit dem Pferdewagen zu machen.

Am Ethno-Camp angekommen zeigte man uns „unsere“ Jurte. Darin standen zwei schön verzierte Betten, ein Tisch, zwei kleine Hocker und ein Waschbecken mit einem nachfüllbarem Wasserbehälter. Für nur zwei Personen bot diese Jurte sehr viel Platz. Nebenan stand die Jurte von Frau Sharkhuus Mutter, die während unseres Aufenthalts hier für uns kochte. Darin schliefen auch Frau Sharkhuu, ihre Tochter und Odi. Zudem wurde in dieser Jurte auch gekocht und gegessen. Wenn gerade schönes Wetter war, aßen wir auch draußen, dort stand eine Bierzeltgarnitur.

In ca. 100m Entfernung standen die beiden Jurten der Nomadengastfamilie. Dort wohnten die Eltern mit ihren zwei kleinen Kindern sowie die Großmutter. Diese Familie hatte sogar – wie es inzwischen bei einigen Nomadenfamilien der Fall ist – eine Solarzelle zur Stromversorgung. Nachdem wir unser Gepäck in die Jurte gebracht hatten, tranken wir gemeinsam Süütei-Tsai (Milchtee).

Dann durften wir zusehen, wie die Stuten zum Melken eingefangen wurden. Dies geschieht entweder mit einem Lasso oder mit einer langen Birkenstangen mit einer Schlaufe am vorderen Ende. Dabei fand ich es beeindruckend wie gut die Mongolen reiten konnten und nebenbei noch die Stuten einfingen. Scheinbar mühelos jagten sie über Gräben hinweg der Herde hinterher. Das Ganze wirkte nicht zuletzt deshalb so imposant, weil die Pferdeherde aus über 100 Tieren bestand. Dann wurden die Stuten gemolken, was sicherlich nicht einfach ist, da die Pferde bei weitem nicht so still stehen wie Kühe das tun. Dann fingen die Männer noch ein weiteres Pferd ein um es zum ersten Mal zu reiten. Das fand ich sehr spannend, denn dieses Pferd sträubte sich anfangs sehr und schlug wild um sich.

Zusammen mit Oidi gingen Leonie und ich noch zum nahe gelegenen Fluss und ließen Steinchen hüpfen. Auf Mongolisch sagt man übrigens Steine „lecken“. Wir hatten uns zwar gut mit Mückenspray versorgt, aber vor ein paar Stichen blieben wir am Fluss leider nicht verschont. 

Nach dem Abendessen – es gab Reis mit Fleisch und Gemüse und außerdem Süütei-Tsai – erzählte uns Frau Sharkhuu von der Entwicklung der Nomaden in der Zeit des Sozialismus. Damals unternahm der Staat große Anstrengungen um die Stammeszugehörigkeiten in Vergessenheit geraten zu lassen. Junge Leute, die in Ulan Bator studierten, wurden anschließend in ein anderes Gebiet umgesiedelt. Außerdem wurden die Stammesnamen verboten. Heute weiß leider fast niemand mehr, zu welchem Stamm er gehörte.

Am Abend kehrte die Kuhherde der Nomaden selbstständig zurück Sie finden nämlich immer zu ihren Kälbern zurück, die dort auch tagsüber eingezäunt sind. Nun durften wir beim Melken helfen. Ich war selbst überrascht, dass ich – zwar nicht so schnell wie die Nomaden – aber immerhin ca. 1,5 Liter Milch molk. Bei Leonie klappte es zwar nicht so gut, aber das machte nichts. Die Hauptsache war, dass wir es einmal ausprobiert hatten.

Als es schon zu dämmern begann, durften Leonie und ich reiten. Wir bekamen extra bequemere Sättel, die mongolischen Sättel sind nämlich sehr hart und unbequem. Tulgra, Niam und Mundo führten unsere Pferde. Wir ritten fast bis zur Eisenbahn und wieder zurück. Die Verständigung funktionierte leider nicht besonders gut, denn die drei konnten nur wenige Worte Englisch, Tulgra noch einige Worte Deutsch und wir leider auch kein Mongolisch. Aber auch wenn wir uns nur mit Gesten unterhalten konnten machte es trotzdem viel Spaß und sie waren alle drei sehr nett. Wir hatten einen anstrengenden Tag hinter uns und schliefen tief und fest – auch wenn es draußen recht kalt wurde in der Nacht.

Tag 3 (01. August)

Nach einem Frühstück mit Süütei-Tsai sahen wir dabei zu, wie die Mähne eines Pferdes geschnitten wurde. Die Haare wurden relativ kurz geschnitten, am Ende sah es beinahe wie eine Punkfrisur aus. Die abgeschnittenen kurzen Haare werden jedoch nicht verwertet. Anders ist es bei den langen Schweifhaaren. Diese werden auch verkauft und z.B. für die Pferdekopfgeige als Saiten verwendet. Am Vormittag haben wir außerdem zusammen mit Frau Sharkhuus Mutter ein traditionelles mongolisches Gericht zubereitet. Es gab frisch hergestellte Nudeln mit Gemüse und Fleisch.

Am Nachmittag stand ein etwas längerer Ausritt auf dem Programm. Leonie, Tulgra mit Frau Sharkhuus Tochter und ich setzten uns auf die Pferde und schon ging es los. Heute durften auch Leonie und ich alleine reiten. Für mich war das anfangs etwas ungewohnt, da ich auch in Deutschland bislang nie allein geritten bin. Aber meine anfänglichen Bedenken verflogen schnell und ich kam gut mit meinem Pferd zurecht. In der Mongolei sagt man „Dschu“ um sein Pferd anzutreiben. Zuerst ritten wir zu einem kleinen Berg. Wir banden unsere Pferde fest und kletterten hinauf um die wunderschöne Aussicht zu genießen.

Dann ging es mit den Pferden weiter durch einen Schwarm tausender Mücken, die besonders mich zu mögen schienen. Bei einer Nomadenfamilie machten wir Rast. Wir bekamen Suppe, Süütei-Tsai und durften selbstgemachten Joghurt probieren. Dieser schmeckte um einiges sauerer als der Joghurt, den wir aus Deutschland gewohnt waren.

Nach der Stärkung ging es wieder zurück zur Gastfamilie. Zur Abkühlung gingen wir gleich anschließend in den Fluss zum Schwimmen. Abends saßen noch einige Leute unserer Gastfamilie sowie unsere Betreuerin Frau Shakhuu und Oidi in einer Jurte beisammen. Leonie und ich hatten unsere Flöten dabei und so konnten wir nun ein Gute-Nacht-Lied für alle spielen und den Nomaden gleichzeitig ein Stück deutsche Kultur zeigen.

Tag 4 (02. August)

Wir hatten unseren Wecker auf halb fünf gestellt, da wir den Sonnenuntergang sehen wollten. Leider wurde an diesem Tag das Wetter schlechter und es war bewölkt, sodass man die Sonne nicht sehen konnte. Ein bisschen enttäuscht legten wir uns wieder für eine Weile schlafen.

Nach dem Frühstück war es schon wieder Zeit für die Rückfahrt nach Ulan Bator, was wir beide wirklich schade fanden. Die Zeit bei den Nomaden war viel zu schnell vergangen, und doch hatten wir eine Menge gesehen, selbst erlebt und von Frau Sharkhuu erfahren. Ein letztes Mal durften Leonie und ich noch reiten, diesmal Richtung Bahnhof. Frau Sharkhuu, ihre Tochter Anira und Oidi wurden mit dem Gepäck hintendrauf wieder mit dem Pferdegespann zum Bahnhof gebracht. Wir verabschiedeten uns von den Nomaden, die uns zum Bahnhof begleitet hatten und schon setzte sich der Zug in Bewegung und brachte uns zurück nach Ulan Bator. Während der Fahrt machten wir Bekanntschaft mit einem jungen mongolischen Mädchen. Zum Glück hatte ich einen Sprachführer dabei. So konnten wir nahezu problemlos zusammen Kartenspielen.

Am Ziel angekommen tranken wir noch schnell mit unserer Gastfamilie zusammen den Milchtee Süütei-Tsai, an den wir uns mittlerweile schon gewöhnt hatten. Dann ging es auch schon weiter zum nächsten und für diesen Tag letzten Programmpunkt: Der Besuch eines Folklore-Konzertes. Das Programm dieser Veranstaltung bestand jedoch nicht nur aus Musikstücken, sondern es war auch einiges für die Augen geboten. Zu Beginn spielte ein Orchester, das aus vielen Pferdekopfgeigen bestand. Diese Streichinstrumente haben zwei Saiten aus Pferdehaar auf denen man mit einem Bogen streicht. Außerdem spielten in diesem Orchester weitere traditionelle Instrumente mit, darunter auch viele Blasinstrumente. Als nächstes sang eine Frau den traditionellen mongolischen „Langgesang“, der aus sehr hohen, lauten und langen Tönen besteht. Es folgte ein Kehlkopfgesang, der mich durch die sehr fremdartig klingenden Töne besonders faszinierte. Es folgten einige mongolische Tänze, und eine Nummer mit maskierten Tänzern, die jeweils eine Gottheit darstellten. Zudem zeigte eine sehr bewegliche Schlangenfrau ihr Können.

Tag 5 (03. August)

Dieser Tag war der „offiziellste“ Tag unserer Jugendbotschafterreise. Für den Vormittag waren Treffen mit dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei, mit einem ehemaligen Ministerpräsidenten sowie eine Führung durchs Parlamentsgebäude geplant.

Zuerst fand das Treffen mit dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei, Herrn Erdenebat, statt. Diese Partei sitzt derzeit zusammen mit der ex-kommunistischen Partei in der Regierung. Neben Herr Erdenebat hatten sich noch Herr Bolor, der stellvertretende Außen- und Handelsminister, sowie Herr Jadambaa, ebenfalls von der demokratischen Partei, für uns Zeit genommen.

Frau Sharkhuu dolmetschte dieses Gespräch freundlicherweise. Zuerst erklärten wir den Politikern das Jugendbotschafter-Projekt und erzählten ihnen vom Asia Circle. Daran zeigten sie sich sehr interessiert und wollten wissen, ob auch eine umgekehrte Entsendung von mongolischen Jugendbotschaftern möglich sei. Grundsätzlich waren auch Leonie und ich sehr für eine Weiterführung des Mongolei-Projekts und für den umgekehrten Austausch und versprachen daher den Politikern, uns dafür einzusetzen, denn dies wäre sicher eine Bereicherung für beide Kulturen.

Nun gab uns Herr Erdenebat einen Überblick über die mongolische Geschichte. Dies war sehr interessant, da man mit mehr Wissen über die Vergangenheit des Landes auch viele Dinge im Alltag besser nachvollziehen kann. Im Anschluss daran hatten wir die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Dabei erfuhren wir z.B. von einem Abkommen zwischen der Mongolei und Deutschland, das beim Handel zwischen den beiden Ländern gemeinsame Mindestqualitätsstandards festlegt. Zudem interessierte uns die Rolle von erneuerbaren Energien in der Mongolei. Zwar wird derzeit auch noch relativ viel Kohleabbau betrieben, da es sich hierbei um eine wichtige Einnahmequelle der Mongolei handelt. Daneben spielen aber auch jetzt schon die erneuerbaren Energien eine große Rolle. Besonders wichtig sind dabei Solarzellen. Diese stellen nämlich eine zuverlässige Stromversorgung für die Nomaden dar, die zum großen Teil nicht ans Stromnetz angeschlossen sind.

Auf die Frage, ob das Nomadentum in Zukunft in dieser Form weiter Bestand habe, gab sich Herr Erdenebat zuversichtlich. Er sei der Meinung, dass sich diese Lebensform halten werde, da das Nomadentum für die Viehzucht eine äußerst praktische Lebensform darstelle. Außerdem gebe es eine große Zahl, auch an jungen Menschen, die diese Art zu leben dem Stadtleben vorziehe, da sie es gewohnt sind, im Einklang mit der Natur zu leben.

Ein derzeit politisch sehr relevantes Thema in der Mongolei sind die Rohstoffvorkommen. Rohstoffe wie z.B. Erdöl oder Kohle seien in diesem Land zwar reichlich vorhanden, so die Demokraten. Jedoch gebe es das Problem, dass viele ausländische Firmen dies als große Chance erkennen und sich selbst diese Rohstoffe zu Nutze machen wollen. Die mongolische Regierung sieht es daher als ihre Aufgabe an, dafür zu sorgen, dass vorwiegend die einheimische Bevölkerung von diesen Bodenschätzen profitiert.

Ein weiteres Thema, das Leonie und mich interessierte, waren die mongolischen Studenten. Wir erfuhren, dass mittlerweile weit weniger Mongolen in Deutschland studierten als noch vor der Wende. Damals waren viele junge Mongolen zum Studium in die DDR gegangen. Dies ist auch der Grund für die ca. 30 000 Mongolen, die die deutsche Sprache beherrschen, was einem relativ großen Teil der Bevölkerung entspricht (ca. 10%).

Desweiteren erfuhren wir, dass die Mongolei als Produktionsstandort für ausländische Firmen eher weniger attraktiv ist. Dies liegt an der Tatsache, dass die Mongolei – anders als beispielsweise China – mit ca. 2,4 Mio. Einwohnern ein dünn besiedeltes Land ist und deshalb relativ wenige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Nun bedankten wir uns bei den Politikern für das Gespräch und wurden von ihnen noch ermutigt, die Mongolei in Deutschland wirklich so darzustellen, wie wir sie erlebten und nichts zu beschönigen. Wir verabschiedeten uns und dann ging es gleich weiter ins gegenüberliegende Parlamentsgebäude. Dort waren wir zu einem Gespräch mit einem Mitglied des Parlaments, Herrn Amarjargal, eingeladen, der 1999 und 2000 Ministerpräsident der Mongolei gewesen war. Dieses Gespräch fand nun auf Englisch statt.

Die Atmosphäre war eher locker und entspannt, da Herr Amarjargal die Unterhaltung mit dem Thema Fußball begann. Er verriet uns, dass er ein großer Fan der deutschen Nationalmannschaft sei und über das Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft in Südafrika sehr traurig gewesen sei.

Dann erzählte er uns von einem Besuch des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Herzog in der Mongolei im Jahre 1998. Der Politiker interessierte sich zudem für unser bisheriges Programm in der Mongolei und wollte wissen, welche Unterschiede wir zu Deutschland festgestellt hatten. Nach einem Foto mit Herrn Amarjargal folgte nun die Besichtigung des Gebäudes.

Zuerst zeigte man uns das „Nationalportrait“, auf dem die sieben Schätze der Mongolei zu sehen sind. Dieses Bild stellte unter anderem dar, dass die Regierung zum einen stabil und stark sein müsse, zum anderen aber auch Menschlichkeit zeigen sollte.

Zudem durften wir die Portraits vergangener Präsidenten und Ministerpräsidenten sehen. Auffällig war dabei, dass in der sozialistischen Zeit einmal sogar eine Amtszeit von 40 Jahren vorkam. Nach der Wende dagegen kam es auch häufig vor, dass Ministerpräsidenten für nur zwei Jahre im Amt waren, wie es auch bei Herrn Amarjargal der Fall war. Dies zeigt deutlich, dass das Land nun demokratisch ist und nicht einzelne Personen oder Parteien die Macht ausüben. Außerdem erfuhren wir über den ein oder anderen Politiker, was dessen Verdienste gewesen waren. Anschließend besichtigten wir noch den Plenarsaal. Auffällig war hier, wie auch im gesamten Gebäude, dass er weniger modern gestaltet ist als vergleichbare Räume in Deutschland.

Als große Ehre empfanden wir, dass wir die mongolische weiße Standarte sehen durften. Sie symbolisiert die Identität und die Geschichte des unter Dschinggis Khan vereinten mongolischen Volkes. In der Halle, wo sich die Standarte befindet, werden hohe Besucher empfangen oder Botschafter ernannt. Nachdem wir uns vor der Standarte verneigt hatten, durften wir auch hier ein Erinnerungsfoto machen. Zum Schluss unserer Führung durchs Parlamentsgebäude bekamen wir noch den alten Sitzungssaal aus der sozialistischen Zeit zu sehen.

Nachmittags ging es weiter zu einem Feriendorf für Kinder und Jugendliche. Dort waren wir für eine Nacht im Hotel untergebracht und hatten so die Gelegenheit mongolische Jugendliche in unserem Alter kennenzulernen. Wir wurden sehr freundlich von der Gruppe aufgenommen und durften gleich mit ihnen zusammen Karten spielen. Sie zeigten sich sehr interessiert an uns und so kamen wir schnell ins Gespräch. Es gab unter ihnen sogar einige deutschsprechende, aber auch mit den anderen klappte die Kommunikation einwandfrei, da sie alle sehr gut Englisch sprachen.

Später stand ein Planetarium auf dem Programm. Uns fiel auf, dass die Erklärungen der Sterne sehr spirituell waren. Odi übersetzte uns geduldig alle Geschichten, die die Gruppenleiterin zum Sternenhimmel erzählte. Wir stellten schnell fest, dass wir aus Deutschland viel sachlichere Planetarien gewohnt waren. Leider war es an diesem Tag kalt und verregnet, sodass das geplante Lagerfeuer nicht stattfinden konnte. Stattdessen wurde abends eine Disco veranstaltet und wir konnten feststellen, dass sich die Musik der mongolischen Jugendlichen im Grunde nicht von unserer Musik unterscheidet.

Tag 6 (04. August)

Nach dem Frühstück im Hotel, wo wir unter anderem „Cash“ bekamen (eine Art Milchsuppe, die sehr ungewohnt schmeckte), ging es schon wieder zurück ins Zentrum von Ulan Bator. Mit Odi zusammen besichtigten wir das Naturkundemuseum. Anschließend hatten wir noch Zeit um Souvenirs zu kaufen. Im Nationalmuseum konnte man seinen Namen auf Altmongolisch schreiben lassen. Diese schönen Schriftstücke ließen wir auch für unsere Eltern, Geschwister und Freunde anfertigen. Anschließend hatten wir noch die Gelegenheit, Kashmirschals zu kaufen. Und schließlich versorgten wir uns noch mit Süütei-Tsai, um diesen Milchtee auch zu Hause in Deutschland zubereiten zu können.

Zum Schluss wechselten wir unsere Tugrik, die noch übrig waren, in einer Bank wieder in Euros um. Unser letzter Tag war wie im Flug vergangen. Zu Hause bei der Gastfamilie aßen wir noch ein letztes Mal zusammen zu Abend – es gab gedünstete Teigtaschen. Dann tauschten wir noch mit Odi unsere E-mail-Adressen aus, und versicherten uns, in Kontakt zu bleiben.

Tag 7 (05. August)

Wir mussten schon bald aufstehen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Ein letztes Mal bekamen wir Süütei-Tsai. Zudem durften wir noch die vergorene Stutenmilch probieren, die wir von den Nomaden mitbekommen hatten und die inzwischen fertig gegoren war. Jedoch schmeckte sie uns nicht, einen derartigen Geschmack waren unsere Mägen nicht gewohnt. Wir bedankten uns bei unserer Gastfamilie für die freundliche Aufnahme, machten noch ein Abschiedsfoto und dann brachten uns Frau Sharkhuu und Odi zum Flughafen. Es war Zeit uns zu verabschieden und schon ging es auf die lange Reise zurück nach Deutschland.

Leonie und mir war schon im Flugzeug klar, dass wir die netten Leute und die wunderschöne Landschaft sehr vermissen werden. Wir hatten die einmalige Chance, dieses Land aus verschiedenen Seiten kennenzulernen. Zum einen bekamen erlebten wir hautnah das Nomadenleben. Zum anderen hatten wir auch Gelegenheit, das Leben in Ulan Bator kennenzulernen und bekamen Einblicke in die Politik.

Von dieser einzigartigen und faszinierenden Reise werde ich in Deutschland begeistert erzählen. Jeder, der die Möglichkeit dazu hat, sollte dieses Land unbedingt selbst bereisen und ebenso schöne Erfahrungen dort machen wie Leonie und ich. Ich hoffe daher, dass das Projekt „Jugendbotschafter für die Mongolei“ weitergeführt werden kann und es so weiteren Jugendlichen möglich ist, dieses asiatische Land kennenzulernen und die Erfahrungen an andere junge Menschen weiterzugeben.

Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich beim Asia Circle bedanken, der uns diese tolle Reise ermöglicht hat. Vielen Dank an alle, die bei der Organisation – von der Auswahl der Bewerber bis zur Buchung des Fluges – geholfen haben. Bei der Vorsitzenden Frau Wöhler möchte ich mich besonders bedanken, da sie dieses Projekt überhaupt erst ins Leben gerufen hat. Zudem gilt mein herzlicher Dank auch den beiden Gastfamilien – in Ulan Bator und auf dem Land – die uns sehr offen empfangen haben und uns sehr gut versorgt haben.

Zuletzt möchte ich vor allem Frau Sharkhuu von Ethno Mongol für alles danken, was sie für uns getan hat. Die Reise war einwandfrei organisiert, die Gastfamilie war sehr freundlich und Frau Sharkhuu hat – wie auch Odi - während der ganzen Woche geduldig alles für uns übersetzt und unsere vielen Fragen beantwortet. Vielen Dank!

Veronika Thalhammer